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Nessie hatte sich mit Jake gestritten, noch nicht mal wegen etwas wichtigem. Sie hatten einfach verschiedene Meinungen und das hat sich hochgepuscht. Länger hielt sie es nicht aus und musste einfach raus, die Tür knallte sie zu und Nessie lief einfach los ohne ein Ziel zu haben. Irgendwann landete sie auf der Lichtung, hier war sie auch schon oft mit Jake, aber das war ihr egal. Natürlich dachte sie an die gemeinsamen Momente mit ihm hier aber jetzt war sie alleine. Sie verstand es nicht warum er so stur war, obwohl sie selber auch nicht besser war. Zwei Sturköpfe und beide beharrten auf ihre Meinung das musste ja krachen. Als sie einen Platz gefunden hatte ließ sie sich dort sinken und atmete tief durch, schüttelte den Kopf und wollte an was anderes denken, aber das war gar nicht so leicht. Kurz überlegte sie ob sie ihm eine SMS schreiben sollte, aber nein, jetzt sollte er mal merken das sie auch sehr sehr sehr stur sein konnte und das Handy verschwand wieder in ihrer Hosentasche. Eine Weile verging und auf einmal stieg ihr ein Geruch in die Nase, der ihrem sehr ähnlich war und sie drehte sich um. "Hallo? Ist da wer?" rief sie und stand auf, sie wusste ja nicht was geschehen sollte und so konnte sie jeder Zeit weglaufen wenn es eine Gefahr für sie war.

In gemäßigtem Tempo rannte ich durch den Wald. Es war ein ganz schönes Stück Arbeit gewesen, bis Vater mir endlich erlaubt hatte, alleine, ohne irgendwelchen Begleitschutz, nach Amerika zu reisen. Doch nun ja, ich war alt genug um auf mich aufzupassen und dank Santiagos Training war es ja nicht so, dass ich nicht kämpfen konnte. Außerdem wollte ich unbedingt mehr über meine leiblichen Eltern herausfinden. Glücklicherweise hatte Aro dem zugestimmt. Meine Mutter hatte ursprünglich aus Forks gestammt - ich kannte ihren Namen von meinem Onkel, schließlich war sie bei meiner Geburt gestorben, das war der einzige Anhaltspunkt, den ich hatte. Was meinen leiblichen Vater anging - ich wusste gar nichts über ihn. Vermutlich war er irgendein Nomade gewesen oder so. Ich hatte allerdings vor, es herauszufinden. Plötzlich nahm ich einen Geruch wahr. Zwar hatte ich keine so gute Nase wie ein Vampir, aber sie war immerhin besser als die eines Menschen. Verblüfft runzelte ich die Stirn und wurde merklich langsamer. Dieser Geruch ähnelte dem meinigen sehr - ich hatte nicht erwartet, dass es noch andere Halbvampire außer mir gab. Meine unbezähmbare Neugier trieb mich dazu, dem auf den Grund zu gehen. Also folgte ich der Spur und gelangte an den Rand einer Lichtung, wo ich ein Mädchen mit langem, kastanienbraunem Haar erblickte. Ich blieb stehen, als ihre Stimme erklang. Englisch. Natürlich konnte ich Englisch, doch ich hatte die letzten Jahre nur Italienisch gesprochen, aber das würde ich schon wieder hinbekommen - immerhin war Englisch meine Muttersprache. Ich trat aus dem Schatten, auf die mir Unbekannte zu und lächelte freundlich.
"Hallo. Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber ich habe nicht erwartet, hier jemanden anzutreffen" sagte ich, stockte erst etwas, ehe die Aussprache flüssiger wurde.

Nessie stand am Rand zum Wald wo sie die Schritte vernehmen konnte die nun auch langsamer wurden. Der Geruch kam ihr bekannt vor aber nur dadurch das er ihrem wirklich sehr ähnlich war. Das es noch andere Halbwesen gab wusste sie ja schon, auf der Lichtung hatte sie Nahuel kennen gelernt und erfuhr auch das er Schwestern hatte die sie bisher allerdings nicht kennen gelernt hatte. Als das Mädchen vor ihr stand war Nessie auch nicht mehr so sehr auf Flucht aus, noch keine Ahnung das es eine Volturi war, aber sie lockerte ihre Haltung ein wenig und lächelte dabei leicht. "Nicht so schlimm. Ich bin hier öfter...." begann sie, sonst eigentlich nicht alleine aber heute war es nun mal so. "Kommst du von hier?" Nessie hatte nicht den Eindruck das sie sich hier gut auskannte, denn sonst hätte sie damit gerechnet hier jemanden anzutreffen. "Mein Name ist Renesmée, und wer bist du?" sie hielt ihr die Hand hin, wenn sie schon aufeinander trafen konnten sie sich ja auch unterhalten, sie jedenfalls hatte Zeit. Gerade wartete ja keiner auf sie zuhause, was sie ziemlich ärgerte aber irgendwann musste es ja mal knallen zwischen ihr und Jake. Doch es wurmte sie noch mehr als sie zugeben wollte das er sich nun gar nicht bei ihr meldete, liebend gern hätte sie sich jetzt bei ihm gemeldet aber sie tat es nicht, auch wenn es ihr wirklich schwer fiel. Nein, diesmal gab sie nicht nach. Außerdem war sie ja grade beschäftigt, sie hatte eine ihrer Gleichgesinnten getroffen und das war gerade viel interessanter. "Sind deine Eltern auch beides Vampire?" das ihr Vater einer sein musste war Nessie ja schon klar, Bella wurde ja erst verwandelt nach der Geburt, vielleicht war es bei ihr ja auch so... bestimmt erfuhr sie es gleich.

Erfreut sah ich, dass sich auf den Lippen der anderen Halbvampirin ein leichtes Lächeln bildete. Das zeigte immerhin, dass sie keine Angst vor mir hatte oder dergleichen. Ich war ziemlich neugierig, war ich doch noch nie einem anderen Mischwesen begegnet. Ich war erleichtert, als sie sagte, dass es meine Störung nicht schlimm sei. Denn Zuhause wurden Störungen nicht so leicht hingenommen. Das braunhaarige Mädchen fragte mich, ob ich von hier käme und ich verzog leicht das Gesicht.
"Nun ja, es ist etwas kompliziert. Ich stamme ursprünglich aus Forks, lebe aber seit einigen Jahren in Italien" antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich war niemand, der log - nun gut, zumindest log ich nicht oft. Lügen hatte ja auch gar keinen Sinn, denn Vater fand dank seiner Gabe stets die Wahrheit heraus.
"Du kommst offenbar von hier?" fragte ich dann neugierig. Ich freute mich wirklich darauf, mich mit ihr austauschen zu können, auch wenn wir bisher versäumt hatten, uns einander vorzustellen. Als ich es gerade nachholen wollte, kam sie mit zuvor. Renesmee war also ihr Name - wirklich ungewöhnlich.
"Ich bin Raven, es freut mich wirklich sehr, dich kennen zu lernen" stellte ich mich vor und ergriff dann die mir angebotene Hand. Meinen Nachnamen nannte ich nicht, denn ich wusste ja nicht, wie sie darauf reagieren würde außerdem hatte Renesmee mir den ihren auch nicht verraten. Daher war es nicht einmal unhöflich. Bisher verstanden wir uns wirklich gut, was mich sehr freute. Mir wurde bewusst, was mir in Volterra fehlte - jemand, mit dem ich über alles reden konnte, jemanden in meinem Alter. Zwar konnte ich auch meinen Eltern alles erzählen, aber das war immerhin etwas anderes. Sie waren ja immer noch meine Eltern.
"Nun ja, mein leiblicher Vater war ein Vampir, meine Mutter allerdings ein Mensch. Sie starb bei meiner Geburt. Meine Adoptiveltern sind allerdings beide Vampire" erklärte ich. "Deinen Worten nach, ist deine leibliche Mutter auch ein Vampir?" fragend und zugleich neugierig blickte ich das andere Mädchen an. Ich war wirklich gespannt darauf, wie das geschehen war.

Da Nessie nicht wusste wo sie herkam wusste sie auch nichts darüber, was ja klar war. Aber hier war es nicht so, solange es friedlich zuging freuten sich hier alle über Besuch. Und Nessie freute sich immer über Besuch, vor allem wenn es einer oder eine ihresgleichen war so wie jetzt. "Du stammst von hier?" fragte sie beinahe ungläubig, das musste jetzt ein ganz dummer Zufall sein das sie auch von hier war. Oh, Italien brachte sie immer mit den Volturi in Verbindung und schon erinnerte sich Nessie an das Treffen mit denen vor einigen Jahren hier wo diese dachte sie sei ein unsterbliches Kind. Zum Glück ließ Aro sich aber davon überzeugen das es nicht so war, schon alleine weil sie einen Herzschlag hatte und dann auch noch eine Gabe die ihn beeindruckt hatte.
"Ja, ich komme von hier, ich bin hier geboren und meine Familie wohnt hier." mit der Hand deutete sie in eine Richtung nur um damit zu zeigen das es nicht weit weg von dem Ort hier war. "Hallo Raven, schöner Name" den hatte sie zwar bisher auch noch nie bei jemanden gehört, aber sie fand das er gut zu ihr passte. "So war es bei mir auch, meine Mutter wurde schwanger als sie mit meinem Vater in den Flitterwochen war. Alle wollten das sie mich nicht austrägt weil ich ihrem Körper schadete, und normalerweise hätte sie meine Geburt auch gar nicht überlebt. Mein Opa ist Arzt im Krankenhaus und mein Dad hatte vorher schon Vampirgift gesichert damit er sie direkt nach meiner Geburt verwandeln konnte. Ohne dieses Gift hätte sie es nicht überlebt und die Verwandlung war das einzige was sie gerettet hat." sprach Nessie und seufzte leise, bisher war sie das einzige Halbwesen was noch Mutter und Vater hatte, alle anderen, so auch Raven berichteten, das ihre Mutter bei der Geburt starb. "Ich bin meinem Dad sehr dankbar das er so gehandelt hat, es gab eine ganze Menge Ärger und es wäre beinahe zu einem Kampf zwischen meiner Familie und dem Reservat gekommen, da es einen Vertrag zwischen ihnen gibt, das meine Familie keine Menschen töten oder verwandeln darf. Und alle haben mich als Gefahr gesehen und wollten mich vernichten." soviel wollte sie gar nicht von sich preisgeben, schon alleine deshalb nicht, weil sie Raven ja eigentlich gar nicht kannte, aber sie teilten fast das gleiche Schicksal und waren beide halb Mensch und halb Vampir. "Wer sind deine Adoptiveltern?" fragte sie nach ein paar Augenblicken nach, vielleicht kannte sie sie ja, sie hatte ja schon viele Vampire kennen gelernt.

Renesmee schien erstaunt zu sein, dass ich ebenfalls hier aus Forks stammte - zumindest rein theoretisch, so lange war ich immerhin nicht hier gewesen, ehe ich nach Port Angeles zu meinem Onkel gekommen war. Also nickte ich und bestätigte ihre Frage ebenso verbal.
"Ja, das tue ich" antwortete ich also und hörte dann gleich darauf, dass meine Vermutung bestätigt wurde. De andere Halbvampirin kam ebenfalls aus Forks, wie ich auch schon vorher aus ihren Worten entnommen hatte. Ihre Handbewegung deutete ich einfach mal, dass sich das Heim ihrer Familie hier in der Nähe befand. Doch ganz genau konnte ich es nicht sagen, allerdings ging ich nicht weiter darauf ein. Es freute mich allerdings, dass sie meinen Namen schön fand.
"Danke Renesmee. Dein Name ist auch sehr schön, auch wenn ich ihn etwas ungewöhnlich finde, doch das tut dem keinen Abbruch" Ich wollte immerhin nicht, dass sie es falsch auffasste oder so - es als Kompliment meinerseits gedacht gewesen. Aufmerksam hörte ich zu, wie sie mir von ihren Eltern, ihrer Familie erzählte. Mit jedem Wort, das sie sagte, wuchs meine Überraschung mehr. Es war immerhin mehr als ungewöhnlich, dass Vampire einen Menschen heirateten oder im Krankenhaus arbeiteten. Schließlich war das Verlangen nach menschlichem Blut bei ihnen stark. Stärker als bei unseresgleichen, da wir ja nicht unbedingt auf Blut angewiesen waren.
"Das Reservat?" fragte ich verwirrt. Was hatte denn ein Reservat mit Vampiren zu schaffen? "Und wenn ihr keine Menschen tötet, wovon ernährt ihr euch dann? Also deine Familie?" Ich war gerade wirklich erstaunt und ziemlich neugierig. Letzteres lag eben einfach in meiner Natur. Die Frage, wer denn meine Adoptiveltern sind hatte ich eigentlich halb erwartet - ich hatte es ja mit der Erwähnung fast schon provoziert und Renesmee schien ebenso neugierig auf mich zu sein, wie ich auf sie.
"Meine Adoptiveltern sind Aro und Sulpicia Volturi" erklärte ich und war nun gespannt auf ihre Reaktion - ich wusste, dass unser Zirkel Feinde hatte, doch die Frage war, ob Renesmee dazugehörte.

"Wie lange ist es her als du hier gelebt hast?" wollte Nessie wissen, aber die Frage sollte sich im Laufe noch selbst beantworten. Ja weit war das Haus ihrer Familie nicht von hier entfernt, zumindest für sie nicht.
"Ja mein Name setzt sich aus den Namen meiner beiden Großmütter zusammen. Die Mutter meiner Mutter heißt Renée und die Mutter meines Vaters Esme. Meine Mutter hat aus den beiden Namen einen gemacht und so wurde ich Renesmée genannt. Mein zweiter Vorname, Carlie, ist aus den Namen meiner Großväter gemacht, Carlisle und Charlie." erklärte sie ihr nun, damit sie den ungewöhnlichen Namen vielleicht besser verstehen konnte. "Das Reservat ist in La Push, nicht weit von hier entfernt. Dort leben Gestaltwandler und normalerweise sind sie die natürlichen Feinde von den Vampiren. Dadurch das sich aber einer von denen auf mich geprägt hat, ist alles anders gekommen." - "Meine Familie ernährt sich ausschließlich von Tierblut. Ich auch... zumindest seit ein paar Monaten, vorher habe ich mein blut aus Konserven getrunken die mir mein Opa aus dem Krankenhaus mitgebracht hat. Es ist aber gar nicht so schlecht sich von tierischem blut zu nähren. Es schmeckt sogar sehr gut." für Nessie war es ein sehr ungewohntes Gefühl soviel mit einer fremden Person zu reden und sie schluckte als sie hörte wer Ravens Adoptiveltern waren. "Aro und Sulpicia?" sofort waren die Bilder von der Lichtung wieder in ihrem Kopf, auch wenn es da friedlich ausgegangen war, so hatte Nessie immer noch ein riesen Respekt vor der Königsfamilie aus Italien. "Ich habe Aro auch schon persönlich kennen gelernt." mehr sagte sie jetzt erstmal nicht dazu. Nessie konnte aber schon wieder lächeln, Raven konnte für all das ja nichts und vielleicht verstanden sie sich ja auch soweit gut, ohne das Aro oder irgend jemand anderes aus Volterra irgendwas von ihr oder ihrer Familie wollte.

"Ich habe hier nicht lange gelebt - lediglich wenige Stunden, bis mein Onkel mich nach Port Angeles mitnahm" sagte ich leise und seufzte. Nein, ich wollte nun nicht daran denken, die Erinnerungen an die ersten beiden Jahre meines Lebens waren zu schmerzhaft. Zum Glück hatte ich bei den Volturi eine weitaus bessere Familie gefunden. Um mich abzulenken, lauschte ich interessiert, wie die andere Halbvampirin mir die Entstehung ihrer Namen erzählte.
"Sehr kreativ und erfinderisch" sagte ich, runzelte dann aber die Stirn. Gestaltwandler? Davon hatte ich ja noch nie gehört, auch wenn sie offenbar in der Nähe meines Geburtsortes lebten. Doch das hatte ja auch nicht viel zu heißen. Kurz zog ich etwas skeptisch eine Augenbraue hoch.
"Sind die Kinder des Mondes nicht die natürlichen Feinde der Vampire?" hakte ich nach - zumindest hatte mir das Onkel Caius einmal erzählt, ebenso davon, dass er sie sämtlich ausgerottet hatte. Ich fragte jetzt nicht, was geprägt war, denn das würde wohl zu weit führen und ich wollte ja nicht unhöflich oder gar aufdringlich sein. Als Renesmee mir dann erzählte, dass sich ihre Familie von Tierblut ernährte, starrte ich sie erstaunt an - das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Menschenblut war doch so verlockend und Tierblut roch nicht einmal wirklich gut. Zumindest nicht für meine Nase.
"Wenn du das sagst. Ich denke ich bleibe lieber bei Menschen" sagte ich lächelnd. Auf ihre Nachfrage hin nickte ich nur leicht und beobachtete dann die Reaktion als meines Gegenüber. Okay, ihr Lächeln verschwand zwar aber sie schien mir nicht direkt feindlich gesinnt zu sein. Zumindest schätzte ich es nicht so ein. Heute war wohl der Tag der Überraschungen, denn ich war abermals verblüfft, als sie sagte, sie habe Vater schon einmal kennengelernt. Davon wusste ich nichts - er hatte mir nie davon erzählt. Offenbar ging es mich nichts an.
"Das wusste ich nicht" gab ich ehrlich zu. Meine Gedanken wanderten kurz zu dem Zweck meines Aufenthaltes hier - hoffentlich würde ich eine Spur finden, auch wenn sie noch so winzig war. In den meisten Dingen war ich ziemlich beharrlich, vor allem aber, wenn mir etwas am Herzen lag, so wie diese Sache.